Weinbergtrophy – Die fünf Stunden von Großengersdorf (13.10.2012)

Ein letztes Mal hieß es für heuer eine Startnummer montieren. Die Weinberge von Großengersdorf luden zur gnadenlosen Hatz. Ziel war es, in fünf Stunden möglichst viele Runden á 10 Kilometer und 180 Höhenmetern zu absolvieren. Eigentlich sollte es mein heimlicher Saisonhöhepunkt sein, denn es gibt kaum Strecken, die mir aufgrund des Streckenprofils und des Untergrunds so sehr entgegenkommen, wie diese. Ausserdem ist der Zeitraum des Jahres schon so spät, dass eine Hitzeschlacht nahezu auszuschließen ist und die meisten von der langen Saison schon sehr müde sind. Nur hätte ich da die eineinhalb Monate vor dem Ereignis auch ein wenig zielorientiert trainieren müssen. Aber es kamen aufgrund unterschiedlichster Begründungen wöchentlich nur eine Heimfahrt aus der Arbeit (2 Stunden) und ein lockerer Lauf (45min) in das heißgeliebte Trainingstagebuch.
Durch dieses entspannte Trainingsprogramm stellte ich mich einigermaßen ausgeruht bei traumhaftem Herbstwetter an den Start. Streckenbesichtigung wurde wie immer der berühmten Relax-Ride-Balance geopfert, angeblich ist der Kurs eh genauso wie immer.
Mit dem Startzeichen versuchte ich motiviert gleich das Höllentempo der Spitzengruppe mitzugehen, musste aber bald einsehen, dass ein paar fahrende Hindernisse das erfolgreich vereitelten. Zuerst ein Asphaltschupfer mit waghalsigen Überholmanövern, Singletrailabfahrt, ein kurzer Schotteranstieg mit weiteren übermütigen Angriffen, wieder Singletrail-Downhill und dann rein Richtung Heartbreaker. In diesem ritt ich dann im senilen Übermut eine wahnwitzige Attacke und kam oben mit hochrotem Kopf, Puls kurz vorm Überschlag aber auch in der Gruppe von den Legenden Pfeffer und Dietrich an. Die Spitze war zum Greifen nahe.
Scheinbar hatte ich nun einen Knick in der Optik, den ausser mir empfand das keiner so, zumindest wollte keiner ausser mir diese lächerliche Lücke überbrücken und zur Spitze aufschließen. So begannen wir nun zu fünft das lustige Runden fahren. Wenigstens war ich dieses Jahr nicht ganz so allein wie 2011. Ab der Runde drei fuhren Dietrich Gerald und ich plötzlich zu zweit, die Herren rund um uns wollten sich scheinbar noch Kräfte für das Ende sparen.
Wir beide fuhren dann in einem Höllentempo immer näher an die Spitze heran. Mit Runde fünf waren wir keine zwei Minuten mehr entfernt, nur zu meinem Leidwesen kam auch so ein nervöses Muskelzucken in meinen Oberschenkerln immer näher. So überholten wir ohne Rücksicht auf Verluste noch den Herrn Stiegler. Auch das kranke Brah musste sich nach seiner hemmungslosen Anfangsoffensive seinem krampfgeschüttelten Körper beugen und vom Luxusstemplh. demütigen lassen.
Nur der Herr Luxusstemplh. durfte pünktlich mit Eröffnung der siebenten Runde dafür mächtig Buße tun. Es wäre doch sehr bedenklich, wenn man ohne leistungsorientierte Vorbereitung um den Sieg mitfahren könnte, dann wäre das Training also wirklich sinnlos. So knapp hinter der rettenden Spitzengruppe musste ich mich nun bemühen, auf meinem Rad Haltung zu bewahren. Das fiel mir natürlich nicht schwer, denn die vom PSV verlangten sechs Runden waren erledigt und alle weiteren Runden waren für Slomo reserviert, für den konnte man sich schon ein wenig quälen.
Am Anfang des Heartbreakers stand nach wie vor der liebe DJ mit seinem Geräuschstandl und kurz vorm Gipfel saßen diverse Legenden beim improvisierten Sturmstandl. In der Mitte des Anstiegs, also genau dazwischen, stand ich mit unheimlich ermunternden Krämpfen, die vom Oberschenkel bis zu den Kniescheiben vibrierten. Ein Traum! Dazu noch die netten Kommentare: - Von unten der DJ: “Kumm Burli, geht schon, einmal fahrst no” - Von oben Stoppi, Harti, Widhalm,…: “Wie willst denn da je raufkommen mit so unrasierten Beinen. Wennst nächste Runde wieder schiebst, dann scher ma di!”
Also alles aufreizend wie immer. Aber nach Verlassen des Anstiegs der Schmerzen kamen die restlichen 6,5 Kilometer der Runde, die ich sogar mit Winterspeck schnell fahren kann. Und so ging es nun die nächsten Runden dahin. 3,5 Kilometer Kampf dem Krampf und den Rest brettern was das Zeug hält. Zwischendurch wurde ich immer wieder von den netten Betreuern des PSV ermuntert, den Verein zu retten und vielleicht noch ein bisschen schneller zu fahren. Ich bemühte mich redlich und versuchte jegliche Schmerzen zu ignorieren.
Leider war nach viereinhalb Stunden das kranke Brah wieder auferstanden und überholte mich im Schweinsgalopp im Heartbreaker, als ich mich gerade einem fiesen Kniescheibenkrampf (ich hatte nicht gewußt, dass es so etwas gibt) hingab. Aber als dann der berühmte Herr Bert SpaceK zum zweiten Mal überrundet wurde und der Herr Pfeffer von hinten doch keine Rücküberrundung mehr vollbrachte, war der Tag der Qual doch noch glücklich erledigt.
Für den Herrn SloMo wurden immerhin auch noch fünfeinhalb Runden absolviert. Die weiteren Runden wird SloMo in seiner konsequenten Art auch schaffen und bald wieder fragen: “Und, wie geht’s?”
Schönen Winterschlaf Euer Luxusstemplh.

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