Mountain Attack (Saalbach, 15.01.2016)

Es war wieder einmal soweit! Jänner war es, die Kekszeit war ohne allzu große Ballastzulage überstanden und als erste sportliche Herausforderung des Jahres stand wie immer die Mountain Attack an. Die Schneelage war noch bescheidener als sonst, dadurch war die Zahl der willigen Mitstreiter zur Saalbacher Gipfelbierrallye sehr klein. Eigentlich sehr sehr klein, ich war nämlich als einziger übrig geblieben. Und alleine am Gipfel bei Sturm und Kälte trinken wollte ich nun auch nicht. Das ist nicht gut für mein Image als Vorzeigeathlet…

So startete ich diesmal eben ohne trinkfeste Begleitung und betrachtete dies in diesem Jahr als reine Ausdauereinheit, kein gemütlicher Wandertag in fröhlicher Gesellschaft. Die Schneelage war so knapp, dass ich ausnahmsweise gleich meine Harscheisen montierte. Es war trotzdem mühsam, diesen ersten Steilhang ohne rutschtechnischen Rückfall zu erklimmen. Es gab wirklich schon geschmeidigere Tage, aber ich stapfte halt dahin und konzentrierte mich auf eine gleichmäßige Nahrungsaufnahme.

Somit wurde der Gipfel dieses Jahr erstmals ohne Hopfenkaltgetränk überschritten, was mir bergab massive Nachteile brachte. Denn ohne die entspannende Ruhe des Trinkens und der belebenden Wirkung der Schaumrolle waren die Beine gar nicht glücklich über die Belastung der Abfahrt. Sie brannten höllisch. Böse Zungen behaupten hingegen, dass es weniger mangelndes Abfahrtstraining, sondern viel mehr fehlendes Können war, was meine Schenkerl zum Zittern brachte.

Das Tal in Hinterglemm war erreicht und an diesem Abend wollte der innere Schweinehund erstmals in meiner Mountain Attack Karrier auf die kurze Distanz abbiegen. Der Stolz aber ließ mich meine Wanderung in der üblichen Länge auf der Langdistanz fortsetzen. Für heuer hatte ich mir außerdem eine neue Taktik zurecht gelegt, um den Zwölferkogel zu überleben. Jo brachte mich letztes Jahr auf die Idee, die Harscheisen zu montieren und so bestieg ich diesen elendigen Steilhang erstmals mit scharfem Metall unter den Schuhen.

Ich kann nur sagen, gar nicht so blöd, der Herr Jo. Ich schleppte mich dadurch ziemlich rutschfrei zum zweiten Gipfel des Tages, katapultierte mich in den eisigen Steilhang hinunter ins Tal und nahm behutsam den letzten Gipfel in Angriff.

Ein Blick auf meine Uhr zeigte plötzlich, dass mein Wandertempo doch nicht so senil war – ich fühlte mich an diesem Tag wirklich langsam – und kalkulierte, dass sich vielleicht doch noch eine Zeit um 5 Stunden ausgehen könnte. Die Kollegen um mich herum staunten nicht schlecht, als der kleine Dicke plötzlich den Schweinsgalopp auspackte. Und so überholte ich mit Powergels und Schokolade zwischen den Zähnen doch noch einige Herren des Trauermarsches auf den Schlussgipfel.

Die Prozession angeschlagener, still leidender Skitourengeher erinnerte sehr stark an einen Trauermarsch, die Gesichter der Überholten schauten leer und willenlos aus. Nur aus meinen Augen lachte der 5er! Der Gipfel war bereits greifbar nahe, noch schnell eine kurze Fellabfahrt wie ein Pistenrowdy hinab und hinein in den finalen Bergauf-Sprint. 10 Minuten war noch Zeit bis ins Ziel, das könnte sich ausgehen.

Nur leider ließ mich bergab wieder diese skifahrerische Leichtigkeit in Stich, so benötigte ich doch noch ein paar Verschnaufpausen aufgrund schmerzender Oberschenkel. Ich ritt letztendlich doch erst bei knapp über 5 Stunden ein. Und diese Leistung ganz ohne Gipfelbier – oder vielleicht gerade deswegen?

Dieser Beitrag wurde unter Rennen, Stemplhuba abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.