Sonnblick Rennen (Rauris, 10.03.2016)

Nachdem der Meister Erhard aufgrund beruflicher Notfälle unsere gemeinsame Mountain Attacke zu Saalbach kurzfristig absagte, wurde nach einem geeigneten Ersatzprogramm im Skitourenkalender gesucht. Mit dem Sonnblickrennen war schnell ein Bewerb gefunden, der spannend und spektakulär erschien. Ein Anstieg über 1600hm am Stück zum Gipfel des Rauriser Sonnblicks auf über 3000 Metern Seehöhe mit einer ebenso langen Abfahrt durchs freie Gelände schien genau das richtige zu sein.

Der Zeitpunkt war in diesem schneearmen Winter trainingstechnisch etwas spät, wir hatten im Februar kaum die Chance zu regelmäßigen Skitouren, wenigstens war dann Anfang März doch noch ausreichend Schnee vorhanden.

Frei nach dem Motto „Trainieren müssen nur Talentbefreite“ – naiver Weise zählten wir uns zu den Talentierten – starteten wir zeitig des Morgens zu unserer Mission auf den Sonnblick. Gemüt und Wetter war trotz anfänglichen Minusgraden äußerst sonnig und nach einer langläuferischen Eröffnungsrunde begaben wir uns in die ersten technisch fordernden Rampen. Wenigstens erlagen wir nicht dem jugendlichen Leichtsinn, mit den besonders motivierten Leichtbaufetischisten mit zu sprinten, sondern schlugen ein altersgemäßes Tempo an.

Die ersten 600 Höhenmeter waren abwechslungsreich und endeten mit einem Schnäpschen beim ersten Hüttenwirten. Diese kurze Rast oder das hochkonzentrierte Stamperl kamen beim Altmeister der Skipisten gar nicht gut an: er hatte nun leichte Rhythmus-Probleme bei den folgenden Höhenmetern. Immerhin befanden wir uns bereits deutlich über 2000 Meter Seehöhe, und das alles bei strahlendem Sonnenschein. Mit der Höhe reduzierte sich das Tempo, die Schritte wurden schwerer und die Flaschen (Trinkflaschen) immer leerer. Als ich schon leichte Sorgen bezüglich adäquater Flüssigkeitszufuhr hatte, erspähte mein Auge doch noch den nächsten Versorgungsposten weit über mir. Er hatte ein Bierchen in der Hand, aber das konnte ich Erhard jetzt nicht antun. Zum Glück gab es auch andere isotonische Getränke, Riegel und Gels, genau das Richtige für die letzten 300 Höhenmeter. Die Luft wurde allerdings hier schon sehr dünn und die Ski wurden nur mehr in Zeitlupe bergwärts gezerrt.

Und dann war sie da, die Gipfelhütte. Unendlich viele Skitourengeher saßen da bereits in der Sonne und feuerten jeden einzelnen der erschöpften Startnummerträger an. Nachdem wir uns für die Kategorie „Hobby rauf&runter“ angemeldet hatten, hieß es nun abfellen und bei Zeiten die Ski wieder talwärts richten.

Über weite harschige Schneefelder kämpften wir uns mit brennenden Oberschenkeln dahin. Immer wieder musste ich halten, um den Schmerz in den zarten Stampfern ein wenig zu lindern. Dann kam Tiefschnee. Erhard euphorisch und locker voraus. Ich verkrampft und langsam hinterher.

Plötzlich steckte ich mit dem Kopf voran im Schnee, die Bindung offen. Mühsam wutzelte ich mich in eine Position, dass die Ski wieder unter mir waren. Ich versuchte die Bindung zu fixieren. Ging nicht, wahrscheinlich zu viel Schnee in der Bindung. Erhard verfluchte inzwischen den Tag, als er sich entschied, mit einem Wiener Skifahren zu gehen. Gut, Ski abschnallen, schneefrei machen und wieder rein. Geht noch immer nicht!

„Wird das heut noch was?“

„Öh, mir fehlt ein Teil der Bindung!“ Ich startete mit einer sinnlosen Suche. Erhard bewegte sich inzwischen wieder Richtung Tal, zu helfen war mir ja nicht mehr…. Die Suche war erfolglos, und so fuhr ich halt mit einer Bindung, die nur mehr vorne fixiert werden konnte, weiter. Vom Gefühl her fuhr ich nicht schlechter als zuvor (Viele werden sagen, „kein Kunststück, schlechter geht ja fast nicht mehr…“). Dann holte mich ein weiterer Rennläufer ein. Als er mein Bindungsproblem sah, grinste er nur und meinte: „Typisch Dynafit“. Komisch, jetzt fahr ich schon seit über 10 Jahren mit Dynafit Bindungen und hatte noch nie ein Problem. Da machte es einen Schnalzer und nun war auch die zweite Bindung frei für den Telemark-Stil. Derart befreit rutschte ich dann die letzten Höhenmeter ins Tal, wo mich Erhard bereits mit einem Grinser und einem Bier in Empfang nahm.

Sehr schön, eh ein lieber Berg, aber wehe, so ein Bindungsbruch passiert im anspruchsvollen Gelände!

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