5 Stunden Weinbergtrophy (Großengersdorf, 11.Oktober 2014)

Es war wieder einmal passiert, der Luxusstemplh. hat sich über seinen Athletenkörper eine Startnummer gestülpt, um sich mit dem Rest der Welt im Wettstreit zu messen und seinem Fahrrad mit seinem unbändigen Tatendrang das Fürchten zu lehren.

Mutig wie immer verzichtete ich auf eine akribische Vorbereitung und vertraute vollkommen meiner Streckenkenntnis und der Erfahrung aus dem Ötztaler. Schlimmer konnte es ja nicht werden: Es dauert nur halb so lange und die Höhenmeter betrugen auch nur einem Bruchteil des Augusterlebnisses.

Zur Unterstützung nahm ich mir „Johannes den Läufer“ mit, in medizinischen Fachkreisen aufgrund seines Blutbildes auch als „No Iron Man“ bekannt. Allerdings bekam er keine spezifischen Aufgaben, da so etwas bei mir nicht planbar ist.

Dieses Jahr wurde die Weinbergtrophy erstmals nicht als Vereinsmeisterschaft gewertet. Die Polizisten (Polizei SV Wien) hatten mangels konkurrenzfähiger Mitstreiter im Langstreckenbereich einfach den Zeitpunkt und Ort ihrer Meisterschaft um 2 Wochen nach vor verlegt, um nicht die Schmach zu erleiden, dass ein ehemaliger Zivildiener vielleicht doch noch einmal Vereinsmeister wird.

Nun zum Rennen: Der Start verlief überraschend gut. Bei feinem, leicht regnerischen Wetter bretterten wir auf leicht veränderter Strecke los. Erstmals kam ich in der Spitzengruppe der Einzelfahrer über den Heartbreak-Hill, nur das war scheinbar ein wenig übermütig. Die Lunge brannte, der Geschmack im Mund war grausam und ich musste erstmals in meiner Weinbergtrophy-Karriere auf der einzigen flachen Asphaltpassage die dünnen Männer ziehen lassen.

Vielleicht hätte ich irgendwie da noch mithecheln können, nur wären die 5 Stunden dann bereits in rekordverdächtigen 30 Minuten aufgrund eines kapitalen Lungenpatschens beendet gewesen. Also mal runter vom Gas und Nahrung aufnehmen. Danach passierte auffallend wenig. Die vorne waren dahin und hinter mir kam nichts. Dafür gab es immer wieder Aufregung beim Passieren des Verpflegungspostens. Erstmals in meiner Karriere wurde mir unterstellt, dass ich für meine Leistung eigentlich zu viel trinke und so setzten die Polizisten die Versorgung zwischenzeitlich aus.

Johannes, den ich bis dahin immer wieder an der Strecke radln oder laufen sah, sichtete ich auf einmal bei der Campinggarnitur eines entlegenen Streckenposten. Die Freiwilligen dieses Postens zwangen dem dünnen Mann doch glatt die ostösterreichische Gastfreundschaft auf, zu gut Deutsch, sie füllten ihn mit Sturm ab. Als sie erkannten, dass ihr neues Opfer jemanden auf der Strecke anfeuerte, gründeten sie spontan den Sturm & Stemplh. Fanclub, so hatte ich wenigstens jede Runde massive Anfeuerungsrufe von den Streckenposten der Sturmschikane.

Runden später durfte Johannes mit massiv veredelten Blutwerten dann endlich den Posten der Nachwuchsweinbauern verlassen und wurde danach nur noch hinter Büschen gesehen. Ich hingegen fand nach vier Stunden endlich Unterhaltung im Renngeschehen. Ich konnte den vor mir platzierten Fahrer erspähen und machte mich auf die Jagd nach eben diesem.

Der Dieselmotor kam in Schwung, unglaubliche Wattwerte spannten die Kette und so konnte ich kurz darauf in der vorletzten Runde vor der Bocksschluchten, einer schmalen gefinkelten Tempoabfahrt, fast zu ihm aufschließen. Ich hielt Straßenverkehrsordnungskonform einen dem enormen Tempo entsprechenden Sicherheitsabstand von ein paar Meter ein und da passierte, was immer passiert, wenn man die StVO befolgt. Ein langsamerer überrundeter Fahrer klemmte sich noch schnell vor der Abfahrt zwischen uns. So war ich ein klein wenig blockiert und kam mit erstmals erhitzten Bremsbelägen und wieder größerem Rückstand aus dieser kurzen Abfahrt. Wacker kämpfte ich mich wieder an den Herren heran, nur jetzt begann er sich zu wehren. Ich beschloß ein wenig zu taktieren und ließ ihn mit etwas Abstand vor mir kämpfen. Bei der nächsten Rampe wird er dann wohl doch mir gehören. Nur dachte dieser nicht daran, fetzte durch die Rundenkontrolle durch und hetzte durch die Weinhauergasse wieder auf die Strecke.

Meine Verfolgungseuphorie wurde inzwischen aufgrund der Anstrengungen der letzten knapp fünf Stunden wieder weniger. Und so beließ ich es bei meinem 12ten Platz und unzählbar vielen Runden und Kilometern. Immerhin stand doch noch ein Abend beim Heurigen auf dem Programm und da wollte ich nicht schwächeln…

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