Rennbericht Cross Country in Koppl (Sbg.), 10.Juni 2012

Der stemplh. ist ja ein schlauer Bursch. Da bereitet er sich auf ein hartes Rennen im Sommer vor, bei dem höchstwahrscheinlich jeden Tag Hitze, Sonne und vor allem lange Berge und noch längere Etappen sein täglich Brot sein werden, und was wählte der schlaue Herr da als Wettkampfvorbereitung? Natürlich ein 75 minütiges Rundstreckenrennen mit kurzen giftigen Anstiegen und technischen Abfahrten, und das alles bei 10°C und intensivem Dauerregen. Leider ist das Wetter kein Wunschkonzert, sonst hätte es der Dr. Luxus das ganze Wochenende sonnig und warm sein lassen und wäre in Lienz zur Dolomitenrundfahrt gestartet.

In Bischofshofen war um 7 Uhr früh noch alles eitel Wonne, bedeckt aber regenfrei und angenehme Temperaturen. Je näher ich aber dem Veranstaltungsort kam, umso kälter und feuchter wurde es. Im grenzenlosen Übermut glaubte ich am Horizont einen Sonnenstrahl zu entdecken und konnte mir außerdem überhaupt nicht vorstellen, dass so ein intensiver Regen mehr als eine Stunde anhalten kann. Ich marschierte ins Anmeldezelt, blickte in ein paar fröstelnde Gesichter, löste Startnummer und Tagespass und besuchte die Nasszellen. Das war ein Mobilklo auf einer romantischen Schotterlichtung, im Ortsgebrauch “Bikepark” genannt. Das war wenigstens dicht.

Dann begab ich mich mit einem Regenschirm zu Fuß auf Streckenbesichtigung. Die ersten paar 100 Metern ließen mich bereits mehrmals den Boden küssen. So beschloss ich mich in mein Auto zurückzuziehen und durch die anlaufenden Scheiben das traurige Treiben trocken zu beobachten.

Es gab doch wirklich Athleten, die sich pflichtbewusst in Regenkleidung aufwärmen fuhren, wobei das bei diesen Temperaturen nicht ganz leicht war. Eine halbe Stunde spätere kamen die Herren dann äußerst schlammbedeckt zurück und beschlossen, es für diesen Tag gut sein zu lassen. Zitat eines Fahrers: “Also ich glaub wirklich, dass ich technisch ganz gut radln kann, aber wenn ich bei einer Runde sieben Mal im Dreck lieg und mich freu, wenn es endlich wieder bergauf geht, dann lass ich es lieber.”

Die Konkurrenz reduzierte sich also bereits vor dem Startschuss, der Veranstalter hatte Mitleid und tat mit der Rundenzahl selbiges, es waren daher nur mehr 5 und nicht mehr 7 Runden zu absolvieren. Damit stiegen meine Chancen, nicht überrundet zu werden. Glaubte ich zumindest…

Erst kurz vor dem Startschuss stellte ich mich in die fröstelnde Rennfahrermeute. Ich hatte erstmals in meiner Rennfahrerkarriere eine warme Jacke übergezogen und fuhr gut isoliert als letzter – wie immer in Koppl – in die erste Geländepassage. Jeglicher Anstand war nun verloren, innerhalb von Sekunden war kein Fahrer, kein Trikot und kein Rad mehr in dieser Schlammschlacht erkennbar. Es ging aber überraschend gut zu fahren.

Schnell war eine adäquate Gruppe gefunden, es wurde mir sogar ein wenig heiß in meiner Thermowäsche. Am Höhepunkt der Strecke dann die bereits als furchtbar böse ausgemachte Querpassage, gespickt mit Wurzeln, Steinen und natürlich fein abschüssig. Dem 29er sei dank, rollte dort alles ganz locker. Die Abfahrt wurde dann allerdings zur Herausforderungen. Ein Steilhangslalom durch unnachgiebige Baumstämme und garniert mit endlos viel Gatsch forderte zuerst meine Fahrkünste und bald meine Lauftechnik. Bei den Bedingungen verlor man beim Laufen nicht wirklich viel und so verließ ich bei den steilsten Passagen immer freiwillig das Rad, was nicht von all meinen Konkurrenten behauptet werden konnte.

Die erste intensive Runde forderte aber ihren Tribut und so machte mir Unkonzentriertheit mit zahlreichen Fahrfehlern bergauf das Leben schwer. Ich konnte trotzdem zu den zwei Kämpfern vor mir aufschließen, um mich in der Abfahrt dann wieder ein wenig distanzieren zu lassen. In der dritten Runde fuhr ich dann recht flüssig dem einen davon und dem zweiten an das Hinterrad. Die Streckenbedingungen wurden immer widriger, wenigstens war mir nicht kalt.

Kurz vor dem Höhepunkt der vierten Runde konnte ich nach dem obligatorischen Rückstand aus der Abfahrt wieder zum Vordermann aufschließen. Aus dem Augenwinkeln sah ich einen Fahrer hinter mir. Scheinbar hatte der vorhin überholte doch wieder die Lücke zu mir schließen können, nur warum war das vorhin so schwarz-weiße Trikot plötzlich so blau. Die Kontaktlinsen waren aufgrund des permanenten Gatschbeschusses scheinbar etwas trüb.

Aber in der folgenden kniffligen Querung wurde mir dann schreckliches klar. Dieser Herr war gerade dabei mich zu überrunden, fuhr im Stil eines entspannten Sonntagsfahrers an mir vorbei und meisterte alle technischen Gemeinheiten der Strecke so, als ob alles asphaltiert wäre. Verzweiflung machte sich breit, die Motivation schwand, ich versuchte noch kurz dran zu bleiben, das war aber unmöglich. Inzwischen verlor sogar meine Hinterbremse jegliche Motivation weiterzuarbeiten. Jeder, der schon mal einen gatschigen Steilhang nur mit der Vorderbremse hinuntergetänzelt ist, weiß, wie lustig das ist. Der bereits in der Vorrunde distanzierte Mitstreiter überholte mich verzweifelt rutschenden auf den letzten Abfahrtsmetern noch. Nur war auf einmal das Rennen schon nach vier Runden zu Ende, obwohl ich eigentlich meine große Attacke für die letzte Runde geplant hatte, nur weil dieser Topathlet uns mit seiner Überrundung zu erst gedemütigt und dann kurz darauf das Rennen als Sieger beendet hatte.

Für mein Rad war das natürlich eine glückliche Fügung, denn mit derartigem Bremskraftverlust wäre die fünfte Runde sehr herausfordernd gewesen. Mein Ego war allerdings etwas gedämpft, bis das Gerücht die Runde machte, dass dieser Künstler des Gatschbikens ein französischer Elitefahrer war.

Die Ergebnisliste strich den Herren dann aus dem Klassement. Somit bin ich zu Unrecht um meine fünfte Runde umgefallen und hätte noch in aller Ruhe bis aufs Stockerl vorsprinten können… Meine Gesundheit ist dem netten Herren aus Frankreich trotzdem dankbar und ein Platz weiter vorne oder hinten ist bei dieser Schmach auch schon egal.

Zur Strecke bleibt nur zu sagen, dass diese im Trockenen sicherlich ein technischer Leckerbissen ist. Sogar im Regen konnte man noch so fahren, dass man von einem Radrennen sprechen konnte. Trotzdem lege ich den Kopplern zum Abschluss zu Herzen, sich bei der Veranstaltung in Zukunft etwas mehr ums Wetter zu kümmern, denn das letzte Rennen anno 2009 – damals noch als Marathon ausgetragen – war mir auch eher als nass-kalt in Erinnerung.

bis bald, und dann hoffentlich bei Sonnenschein
Euer Luxusstemplh.

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